Kapellenverein Raubersried

4. Steinkreuz

Möglicherweise ein Sühnekreuz

 Stammt es aus der Zeit der Hussitenkriege? Der Schlacht bei Hiltersried? Steinkreuz wesentlich größer als die übrigen Steinkreuze im Landkreis Cham! Von daher könnte dieses Steinkreuz eine Besonderheit sein, mögli- cherweise aus der Hussitenzeit. Eine volkskundliche Merkwürdigkeit sind die Steinkreuze, die in unserer oberpfälzischen Heimat an Straßen, Wegscheiden und Waldwegen stehen. Der Schleier  des  Geheimnisses,  der diese Kreuze umgibt, konnte bis jetzt nicht gelüftet werden. Schwedenkreuze, Hussitenkreuze, Pestkreuze nannte man sie mancherorts. Forschungen neuerer Zeit wollen den Nachweis erbracht haben, dass die Steinkreuze in der Mehrzahl Sühnekreuze sind. 

 

Steinkreuzfunde sind vor allem im ostbayerischen Raum äußerst rar, kommen nur alle „Jubeljahre“ einmal vor und stellen (flurdenkmalkundlich) immer eine kleine Sensation dar, so auch in Raubersried. Vor der Raubersrieder Kapelle steht ein Steinkreuz. Dieses wurde beim Ortseingang von Friedersried kommend auf dem Grundstück, Flur-Nr: 326 des Matthias Naber aus Neukirchen-Balbini auf der rechten Straßen- seite entdeckt, geborgen, dem Denkmalschutzamt ge- meldet und erfasst. Durch Heimatforscher Kurt Hornau- er aus Roding wurde es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An der Stelle, an der das Steinkreuz entdeckt wurde, ist auf der Uraufnahme der ersten Landvermes- sung aus dem Jahre 1832 ein großes Kreuz auf der Flur- karte eingezeichnet. Ferner sind auf der Karte Marterln, Kreuze, möglicherweise der Anfang oder das Ende eines Kreuzweges eingetragen. Es handelt sich um das Ober- teil eines wohl ursprünglich weit über einen Meter ho- hen Steinkreuzes. Kopf und Arme sind deutlich sicht- bar, weisen aber starke Beschädigungen, Ritzungen und Schürfungen auf. Die Gesamthöhe des Oberteils beträgt 54 cm, die maximale Breite 83 cm, die Dicke 30 cm. Ins- gesamt macht das Fragment einen sehr massiven, kom- pakten Eindruck, so dass man davon ausgehen kann, dass das ursprüngliche intakte Kreuz mit Stamm etwa 110 bis 120 cm aus dem Boden herausgeragt hat. Das Raubersrieder Steinkreuz ist weit größer als die durch- schnittlichen Steinkreuzfunde mit rund 80 cm im Land- kreis Cham. Interessant sind die verschiedenartigen Rit- zungen auf beiden Seiten des Fragments. Auf dem Kopf- teil und am rechten Armteil befindet sich ein Näpfchen (Durchmesser 6 cm, 2 cm tief). Der Torso fehlt, mögli- cherweise schlummert dieser noch im Erdreich in der Nähe des Fundortes. Ein Sühnevertrag fehlt. Fachleute ordnen das Fragment des Steinkreuzes in das ausgehen- de Mittelalter, vermutlich ins 15. Jahrhundert (keines- falls ins 13. Jahrhundert), ein. (Arbeitskreis „Internati- onale Steinkreuzforschung“ Rainer H. Schmeissner, Re- gensburg.) Möglicherweise stammt es aus der Zeit der Hussitenkriege, um 1433, als Adelige aus der nahen Schwärzen- burg und der Kürnburg beteiligt waren und zwei Bür- ger von Friedersried („Hans Rueppel und Peter Mulner von Fridersriedt“) ums Leben kamen. An der Schlacht bei Hiltersried waren die Adeligen „Hansen Zenger, Ritter und Vlrich Warperger von dem Kürnberg maß- geblich beteiligt. Die „Zenger“, ein bekanntes Oberpfäl- zer Adelsgeschlecht, hatten die nahe Veste Schwerzen- burg von 1400 bis 1520 inne, sie gehörten dem Löwler- bund an (Wappen in der Fronauer Kirche). 1429 war Stamsried und die Kürnburg im Besitz der Warperger. An der Hussitenschlacht bei Hiltersried war ein Ulrich Warperger und ein Rueger Warperger vom Kürnberg beteiligt. Auszug aus einem Gesang vom Hussitenkrieg nach alten Reimen aus der Pentner-Chronik: „Da sprach der Wartberger zu der Schar: Ihr Herren ganz ohne Ge- fahr. Wir sollen geschickt uns machen. Damit wir über- winden den Feind. Durch kluges Suchen und Wachen.“

 

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